Zwischen Seen und Vulkanen, Chile und Argentina

Region de los Lagos in Chile

Nach einem wohlverdienten Ruhetag in Puerto Montt, an dem wir nur Hamburger vor Netflix aßen, machten wir uns auf den Weg zum ersten See, dem Lago Llanquihue. Leider war das schlechte Wetter wieder da. Als wir am Seeufer in Puerto Varas ankamen, hätten wir den Vulkan Osorno im Hintergrund auf der anderen Seite des Sees sehen sollen, stattdessen mussten wir unter einem Dach auf der Plaza de Armas Zuflucht vor dem Regen suchen und die bedrohlichen Wolken vorbeiziehen lassen. Nach dem letzten Regentropfen fuhren wir entlang des Seeufers auf einem schönen Radweg Richtung Osten, um den Anden wieder näher zu kommen und die Vulkane zu sehen. Auf dem Radweg kamen wir gut voran. Aber selbst als wir am Fuß des Vulkans Osorno ankamen, konnten wir ihn noch immer nicht sehen. Er hatte sich den ganzen Tag in den Wolken versteckt, der einzige Beweis für seine Anwesenheit war der schwarze Sand am Strand, wo wir unser Zelt für die Nacht aufschlugen. Zum Glück haben uns das Seeufer und der Nationalpark Vicente Pérez Rosales, den wir durchquerten, für unsere Bemühungen belohnt. Wir machten einen kleinen Spaziergang im Nationalpark bis zur Laguna Verde, und die Sonne, die Wolken in der Mitte des Sees durchbrach, bot uns einen herrlichen Sonnenuntergang am Strand.

Am nächsten Tag erwachten wir wieder unter einem grauen Himmel, also ließen wir den Osorno traurig hinter uns, ohne ihn gesehen zu haben. Aber es war erst der Erste Vulkan, viele weitere lagen noch auf unserer Route. Nachdem wir am Morgen dem Lago Llanquihue zur Nordküste gefolgt waren, erreichten wir am Nachmittag den Lago Rupanco und am Ende des Tages den Lago Puyehue. Der Himmel verdunkelte sich allmählich, aber zum Glück wartete der Regen, bis wir einen geschützten Aussichtspunkt erreichten. Wir hatten kaum Zeit, vom Rad zu steigen, da fielen schon die ersten Regentropfen.

Das ist ein großartiger Tag, um einen Berg zu bezwingen! Das hätten wir uns gerne beim Aufwachen gesagt, aber leider stimmte es nicht. Der Regen und die Sonne lösten sich am Himmel ab, aber es war der Regen, der am Meisten präsent war. Wir trösteten uns, indem wir uns sagten, dass es wenigstens nicht zu heiß beim Bergauffahren ist, denn unser Weg führte uns auf die andere Seite der Anden. Nach einigen Kilometern flachem Bergauf hielten wir im Puyehue-Nationalpark an, um einige Wasserfälle zu sehen. Die kurze Wanderung erschien uns wie ein Pfad durch den Amazonas (zumindest, wie wir uns den Regenwald vorstellen), es hat uns total gefallen! Dann hatten wir noch ein paar Kilometer auf dem Rad, bevor wir Chile verließen. Nach dem chilenischen Grenzposten begann der schwere Teil des Tages: 40 km bis zum argentinischen Grenzposten und dem Paso Cardenal Samoré auf der Hälfte des Weges. Und da waren es gleich 1000 hm mehr auf dem Tacho!

Camino de los 7 lagos in Argentinien

Auf der Passhöhe erreichten wir die geographische Grenze zwischen Chile und Argentinien und verließen den Puyehue-Nationalpark, um in den Nahuel-Huapi-Park zu gelangen. Der schwierigste Teil war getan, wir mussten nur noch den Pass hinunter nach Villa La Angostura, wo wir bereits von unserem Gastgeber erwartet wurden. Leider können wir die Aussicht nicht beschreiben, es hat wieder geregnet, aber laut Google hätte die Aussicht schön sein sollen… Und leider hat uns dann der Regen 2 ganze Tage lang nicht verlassen.

Am ersten Tag waren wir müde, also beschlossen wir, einfach mal nichts zu tun. Darüber hinaus verwöhnte uns unser Gastgeber (ein Koch von Beruf) am Nachmittag mit Facturas (kleines Plundergebäck) und abends mit einem guten typischen Gericht der Region (eine Art Eintopf mit Fleisch und Gemüse, der gut zum Wetter passte). Am zweiten Tag mussten wir trotz des Regens aus diesem Kokon heraus. Nach einer kurzen Besichtigung von Villa La Angostura begannen wir auf der Straße der 7 Seen, die San Carlos de Bariloche (etwas südlich von Villa La Angostura, wir beschlossen nicht den Umweg zu machen, da wir bei Regen ohnehin nichts sehen konnten) mit San Martin de los Andes verbindet, vorbei an 7 Seen und einer Vielzahl von Bergen. Wir sahen die Seen unter grauen Wolken, aber leider nicht die Berge. Am Ende des Nachmittags kamen wir vor einem großen Restaurant/Hotel vorbei. Wir waren bis auf die Knochen durchnässt, wir wollten uns nur noch aufwärmen. Aber leider war das Hotel voll, aber wir genehmigten uns eine heiße Schokolade und Zitronentorte. Zum Trocknen stellten wir uns vor den Ofen und drehten uns alle 30 Sekunden um, ein bisschen wie ein Hühnchen am Spieß. Während dieser Aufgabe kam ein junges Mädchen, um sich vorzustellen (das Hotel war voller junger Leute, wir dachten schon, es müsse eine Schulreise oder ein Vereinsausflug sein). Wir begannen zu reden, und am Ende wollte sie erklären, wie sehr Gott uns alle liebt. Für einen Moment war es interessant mit ihr über Religion zu diskutieren, aber nach 30 Minuten entschuldigten wir uns, wir mussten noch ein paar Kilometer zum nächsten Campingplatz fahren und unser Zelt aufbauen, bevor die Sonne untergeht.

Am nächsten Tag schien die Sonne, als wir aus unserem Zelt krochen, vielleicht liebt Gott uns wirklich (oder die Wetterfee hatte Mitleid mit uns). Wir sahen endlich die Berge, die uns umgaben, und wir waren völlig beeindruckt. Was für eine schöne Umgebung! Wir brachen mit neuer Energie auf und folgten den verbleibenden Seen bis nach San Martin de los Andes. Wir haben nur für ein paar Fotos und bei einem Foodtruck am Lago Falkner angehalten, um einen kleinen Burger zum Mittagessen zu essen. In San Martin endet der Camino de los 7 Lagos, aber es gab noch andere Seen zu entdecken. Nach ein paar Einkäufen machten wir uns also auf den Weg zum Lago Lolog, etwas oberhalb von San Martin. Dieser letzte Anstieg am Ende des Tages machte uns völlig fertig. Wir ließen uns am See nieder und tranken ein Bier bei Sonnenuntergang.

Wir setzten die Straße oberhalb des Lago Lolog fort, und nach einem kleinen Pass sahen wir schließlich unseren ersten Vulkan in der Ferne. Die Spitze des Vulkans Lanin überragte die anderen Gipfel. Wir fuhren weiter nach Junin de los Andes, und mit jedem Kilometer wurde das Land immer trockener. Wir waren beeindruckt von dieser Veränderung, wie kann man von einer so grünen Umgebung in eine eher wüstenähnliche Landschaft kommen, in einer Distanz von nur 50 km? Wir waren an diese Dürre und die damit verbundene Hitze noch nicht gewöhnt. In Junin de los Andes hielten wir zum Mittagessen an, aber schließlich blieben wir fast den ganzen Nachmittag, um den erfrischenden Schatten zu genießen. Am Ende des Tages motivierten wir uns endlich weiter zu fahren, da der geplante Campingplatz am Rande des Rio Malleo lag. Es waren nur noch 10 km übrig, als Matthieu eine Reifenpanne hatte… So kurz vor dem Ziel, aber wir hatten keine Wahl, also nahmen wir alle Taschen ab und wechselten den Schlauch aus. Während wir den Reifen wieder montierten, kam schon wierder Luft heraus. Als wir diesmal genauer hinsahen, stellten wir fest, dass sich das Felgenbett an einigen Stellen verschoben hat und dass der Schlauch in einigen Öffnungen eingeklemmt wurde. Wir haben trotzdem einen neuen Schlauch verwendet und dachten, wir könnten die letzten Kilometer noch schaffen, zumal die Sonne bereits unterging. Aber letztendlich war der Reifen 3 km vor der Ankunft wieder platt. Diesmal war es zu spät, wir wollten nicht noch einmal anhalten, also trugen wir alles bis zum Fluss. Nachdem wir das Zelt aufgebaut und im Dunkeln gegessen hatten, krochen wir todmüde in unsere Schlafsäcke.

Am Morgen improvisierten wir also eine Fahrradwerkstatt auf einem Stück Gras am Fluss. Zugegeben, der Ort hätte schöner nicht sein können. Anfangs wollten wir unsere Reise in Argentinien fortsetzen und über unbefestigte Straßen und eine kleine Grenze nach Chile zurückkehren. Da wir aber nicht sicher waren, wie lange das Klebeband, das wir zum Schutz des Schlauchs angebracht hatten, halten würde, zogen wir es vor in die nächste große Stadt mit einem Fahrradladen zu fahren. Am frühen Nachmittag machten wir uns auf den Weg nach Pucon in Chile. Wir radelten in Richtung des Vulkans Lanin, an deren Fuß sich der Grenzübergang befinden sollte. Auf dieser guten Asphaltstraße ohne viel Verkehr hatten wir den Eindruck fast zu fliegen, so schnell kamen wir voran. Der Vulkan wuchs vor unseren Augen, aber unser Vorankommen wurde am Eingang des Lanin-Nationalparks jäh gestoppt. Die Straße verwandelte sich in eine Spur aus Vulkansand, auf der unsere Räder immer wieder einsanken. Nach sehr problematischen 10 km waren wir wieder in Chile.

Zurück in Chile

Chile begrüßte uns mit mit einem fantastischen Blick auf den Vulkan, den Lago Quillelhue und zum Abschluss mit einer schönen Abfahrt ins Tal. Erst am Ende des Tals hielten wir an einem kleinen Restaurant am Straßenrand in Rucañanco. Für einen günstigen Preis wurden wir sehr gut bedient. Wir haben einen ersten Eindruck von einem nicht ganz so teuren Chile bekommen. Auf dem Parkplatz fanden wir ein kleines Stückchen Gras, wo wir das Zelt für die Nacht aufschlugen (es stimmt, dass es der bisher am wenigsten glamouröse Campingplatz war, aber wir haben trotzdem gut geschlafen).

Am Morgen durften wir die Toiletten des Restaurants benutzen und unsere Wasservorräte aufzufüllen. Letztendlich war es so billig und gut, dass wir uns vor der Abreise noch eine Pfanne Rührei und frisches Brot genehmigten. Wir machten ein letztes Foto des Vulkans Lanin, der noch sichtbar war, bevor wir wieder losfuhren und um die nächste Kurve verschwanden. Wir fuhren durch ein Dorf nach dem anderen, bevor wir den Vulkan Villarrica in der Ferne sahen. Ein kleines Foto, um sich daran zu erinnern, was wir gut gemacht haben, denn ein paar Minuten später war es bereits in den Wolken verschwunden. In Pucon angekommen, aßen wir zu Mittag und unterhielten uns ein wenig mit unserem Radfahrerfreund Guillaume, der sich zufällig in einer Jugendherberge unweit unserer Picknickbank befand.

In Pucon gibt es viele Restaurants und Bars, und im Hafen des Lago Villarrica waren viele Boote. Die Stadt war dadurch sehr touristisch. Da dies nicht das ist, was uns am meisten gefällt, wollten wir hier nicht auf die Öffnung eines der Fahrradläden warten (die meisten Geschäfte sind in Chile zwischen 13 und 15 Uhr geschlossen). Wir zogen es daher vor, am Ufer des Sees entlang nach Villarrica zu fahren. Hier gab es endlich geöffntete Fahrradgeschäfte, um all unsere kleinen Probleme (oder fast) zu lösen. Wir blieben eine Nacht in Villarrica bei einem jungen Ehepaar, das uns ein privates Konzert mit ihren Freunden darbot (die Frau und ihre Freunde waren professionelle Sänger). Am nächsten Tag setzten wir unsere Reise in Richtung der chilenischen Küste fort.

Zu den Fotos:

Zwischen Seen und Volkanen

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