In den zentralen Tälern Boliviens haben wir viele Höhenmeter zurückgelegt. Die engen Täler reihten sich aneinander und boten uns schöne Aussichten, lange Abfahrten, aber auch steile und schwierige Anstiege. Die Städte, durch die wir fuhren, sind voll mit Erinnerungen an die Kolonialzeit und jede hat ihre eigene Geschichte zu erzählen.
Angefangen mit Potosí, einer Stadt, von der wir noch nie gehört hatten, die aber im 18. Jahrhundert das wirtschaftliche Zentrum der Welt war. Potosí wurde um den Cerro Rico herum gebaut, einen Berg, der reich an Silber und Zinn ist, wo die spanischen Kolonisatoren das gesamte Silber für ihre Geldmünzen abbauten. Das Silber wurde zu Münzen geschmolzen und in der Casa de la Moneda mit dem spanischen Siegel geprägt, bevor es in großen, gesicherten Kisten nach Spanien geliefert wurde. Was heute von dieser glorreichen Ära übrig geblieben ist, sind die Minen im Cerro Rico (noch immer in Betrieb) und das Museum im Casa de la Moneda. Wir besuchten beides, und die jungen Arbeiter in den Minen (die Lebenserwartung beträgt nur 35 Jahre) und ihren Glauben zu sehen, war ein beeindruckendes Erlebnis. Sie verdienen mehr als viele Europäer und kaufen sich schöne und prestigeträchtige Autos. Aber ihr alteingesessener Glaube und ihre Opfergaben an den Tío, den Gott, den sie zum Schutz und zum Finden nicht endender Silberquellen in der Mine verehren, bilden einen erstaunlichen Kontrast zum Lebensstil außerhalb der Mine. Eines ist sicher, um ihre Arbeitsbedingungen beneiden wir sie nicht!
In Sucre, der verfassungsmäßigen Hauptstadt, die nach der Verlegung des Regierungssitzes nach La Paz heute nur mehr den Justizpalast beherbergt, sehen wir viele Gebäude im Kolonialstil. Sie sind alle weiß, daher kommt auch der Name Ciudad Blanca für die Stadt. Wir liebten die kleinen Innenhöfe, die zu Schlemmerpausen einladen, was auch zu unserer Hauptbeschäftigung in der Stadt wurde: durch die Gassen schlendern und viele verschiedene Gerichte probieren, besonders den Chorizo chuquisaqueño, das typische Gericht von Sucre.
Von Sucre fuhren wir nach Cochabamba. Wir durchquerten einige tiefer gelegene Täler und bekamen endlich wieder etwas Wärme ab. Es war so eine Freude, die Daunenjacke für ein paar Tage wegzulegen und nicht mehr zu frieren, sobald die Sonne untergeht! Als wir uns Cochabamba näherten, radelten wir außerdem durch dichteres Grün, ein klares Zeichen, dass der Amazonas nicht mehr weit entfernt war. Cochabamba selbst ist eine jüngere Stadt, wir fanden fast keine Spuren ihrer kolonialen Vergangenheit außer um dem zentralen Platz herum, der von schönen Gebäuden mit Arkaden und der Kathedrale umgeben ist. Wir setzten unsere gastronomische Entdeckung des Landes hier mit dem Pique Macho fort, einem geselligen Gericht zum Teilen, das hauptsächlich aus Pommes frites und verschiedenen Fleischsorten besteht, die darauf disponiert werden. Um alles zu verdauen, bestiegen wir einen kleinen Berg mit einer riesigen Christusstatue, die die Stadt überblickt (ein bisschen wie in Rio de Janeiro). Der Blick über die Stadt und das Tal war atemberaubend, aber auf dem Rückweg nach unten wären wir fast zwischen den Kakteen stecken geblieben. Zum Glück kamen wir mit einigen Kratzern davon. Mit der Erinnerung an die Süße des Lebens, die Fülle an Pflanzen und Nahrung kehrten wir dann in das kalte und karge Altiplano zurück.
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Potosí, Sucre, Cochabamba und die zentralen Täler, Bolivien