Wir haben eine Woche auf der Insel Chiloé verbracht, und der Umweg hat sich gelohnt! Nach einer Woche im Regen und der Kälte gingen wir nach nur 5 Stunden auf der Fähre im Sommer von Bord.
Castro und die Ostküste
Die Route auf der Fähre war großartig: Wir durchquerten mehrere Buchten zwischen vielen kleinen Inseln und fuhren an mehreren Austernfarmen vorbei. Aber der Höhepunkt waren die Seehunde, die sich auf den Austernfarmen sonnten, und einer von ihnen, der seine Tauchübungen direkt neben der Fähre machte. Unsere Freude setzte sich fort, als wir in Castro, der Hauptstadt und größten Stadt der Insel, von Bord gingen. Die bunten Stelzenhäuser, der Markt mit Kunsthandwerkern, der lebhafte Hauptplatz und die bunte Holzkirche haben uns verzaubert. Wir blieben den ganzen Nachmittag und trafen ein Paar Schweizer Radreisende mit ihrer kleinen Tochter. Am Abend fanden wir einen kleinen, ruhigen Strand gleich außerhalb der Stadt, um unser Zelt aufzuschlagen. Wir hatten Blick auf einige Stelzenhäuser und die Bucht, die sich bei Sonnenuntergang rosa verfärbte. Diese erste Nacht am Strand hat uns sehr gefallen, und es war klar, dass noch viele weitere folgen würden.
Am nächsten Tag kaufte Katrin endlich ein neues Telefon (das alte überlebte den Regen der Carretera Austral nicht) und wir machten uns auf den Weg nach Dalcahue. Wir dachten, dass die Fahrt entlang der Küste relativ flach sein würde, aber das war ein Irrtum: Auch wenn es auf der Insel kein bemerkenswertes Bergmassiv gibt, gehen alle Straßen die ganze Zeit auf und ab. So landeten wir völlig ausgelaugt an einem Strand, wo wir den nächsten Sonnenuntergang bewunderten. Als wir am nächsten Tag unseren Weg fortsetzten, erregte ein Schild mit einem Wasserfall unsere Aufmerksamkeit. Warum sehen wir uns den nicht an? Eine sehr steile Abfahrt weiter unten wurde ein 1000 CLP-Eintritt verlangt (etwas mehr als 1€). Es ist nicht viel Geld, und wir wollten die Abfahrt und vor allem den Rückweg hinauf nicht umsonst gemacht haben. Nachdem wir einen kleinen Weg entlang gegangen waren, fanden wir uns in einer anderen Welt wieder. Die Vegetation wurde plötzlich üppig und am Ende einer Lichtung sahen wir einen Wasserfall, der über mehrere dutzende Meter über eine Felswand in eine Lagune stürzte. Sind wir schon in den Tropen angekommen?
Nach dem Picknick setzten wir unseren Weg begeistert Richtung Quemchi fort. Es war bereits der 31. Dezember und so hofften wir, dass wir in einer Stadt eine festliche Stimmung finden. Aber als wir ankamen, waren wir bitter enttäuscht: Quemchi ist sehr klein und alles schien geschlossen. Ein Mann sprach Matthieu auf der Straße an und fragte, ob wir ein Zimmer für die Nacht suchten. Nach einem kurzen Gespräch folgten wir ihm zu seiner Wohngemeinschaft hinter einem Friseursalon. Matthieu nutzte die Gelegenheit, sich die Haare schneiden zu lassen und sich für das neue Jahr schick zu machen. Aber selbst in dieser Wohngemeinschaft war keine Party geplant. Jeder ging auf eine andere Feier und wir waren den größten Teil des Abends allein im Haus. Zumindest haben wir uns ein gutes Essen mit Hühnchen und Bratkartoffeln gekocht. Wir kämpften gegen die Müdigkeit, damit wir nicht vor Mitternacht einschlafen und zumindest die Feuerwerke vom Strand aus beobachten können. Kurz vor Mitternacht gingen wir auf die Straße, aber wir trafen keine Menschenseelen an. Als die Kirchenglocke um Mitternacht läutete, erhellte kein einziges Feuer den Himmel. Die einzige feierliche Stimmung kam von den Booten in der Bucht, die laut hupten. Etwas enttäuscht gingen wir zurück in unser Zimmer und schon 5 Minuten später waren wir im Bett.
Das neue Jahr setzte sich sonnig fort und wir fuhren weiter nach Norden der Küste entlang. Wir wollten uns einen weiteren Wasserfall ansehen, aber nach einem 15-minütigen Spaziergang durch den Wald kamen wir zu einer Lichtung, auf der nur ein kleines Rinnsal von der Spitze der Felswand herabfiel. Dieser Wasserfall war fast ausgetrocknet, zum Glück war der Spaziergang im Wald schön und wir haben nicht umsonst angehalten. Nach einem Picknick am Strand beschlossen wir, die Insel zu überqueren, um auch etwas von der Westküste zu sehen.
Westküste bis Ancud
Nach unzähligem Auf und Ab zwischen Feldern und Wäldern kamen wir in Chepu an. Da es schon spät war, schlugen wir unser Zelt am Flussufer auf. Am nächsten Tag fuhren wir die letzten verbleibenden Kilometer bis zur Küste, um die Sanddünen zu sehen. Die Kühe leiteten uns durch die Dünen, sie schienen den Weg zu kennen. Auf der Spitze einer der Dünen sahen wir schließlich das Meer und waren von der Weite des Strandes beeindruckt. Wir wären gerne länger geblieben und bis zum Meer gegangen, aber seit dem Morgen hatten wir riesige, stechende Fliegen (ca. 2 cm groß) um uns herum, die uns nicht eine Sekunde Ruhe gönnten. Wir zogen es also vor, wieder auf unsere Fahrräder zu steigen, in der Hoffnung, dass wir schneller fahren würden als diese Bestien fliegen.
Gegen Mittag kamen wir am Strand von Puñihuil an, wo es felsige Inseln mit Pinguinen gibt. Es gab viele Boote, die uns zu einer Ausfahrt überreden wollten, aber im Moment hatten wir nur Augen für das Restaurant, wir waren am Verhungern. Wir gönnten uns frischen Fisch und ein Glas Wein auf der schattigen Terrasse, während wir den Touristen beim Einsteigen in die Boote zusahen. Das alles war uns zu touristisch, also beschlossen wir lieber weiterzufahren, obwohl es wahrscheinlich die letzte Möglichkeit war, auf dieser Reise Pinguine zu sehen. Stattdessen kamen wir an einen riesigen Strand, an dem wir fast völlig allein waren. Wir beobachteten die Muscheln und ihre Bewohner (ja, im Inneren waren kleine Klammern und Beinchen, die sich bewegten, wir wissen nicht genau was es war), die der Pazifik an den Strand gespült hatte. Als wir auf der Nordseite der Insel ankamen, besuchten wir das Museo Puente Quilo, das die Geschichte der Insel und ihrer Bewohner erzählte. Es war eine Art fantastischer Kabinett, in dem sie alles Mögliche ausstellten, von einer alten Schreibmaschine über alte Münzen bis hin zu ausgestopften Tieren (Schildkröten, große Fische, Puma,…). Wir fuhren weiter entlang der Nordküste nach Ancud, wo wir ein letztes Mal am Strand campten. Am nächsten Tag fuhren wir wieder aufs Festland, in Richtung von Puerto Montt.
Was wir geliebt haben:
- Die Stelzenhäuser in Castro
- Die typischen Kirchen der Insel, alle aus Holz und oft sehr farbenfroh
- Die paradiesischen Strände, die schöne Campingplätze abgaben
- Den Fisch, der frisch aus dem Meer auf unseren Tellern landete
Der einzige Nachteil: das ewige Auf und Ab der Straßen…
Zu den Fotos: