Km 20 990
In Cobán stellen wir die Fahrräder für einen Tag ab, aber nicht, um sich auszuruhen. Der Wecker klingelt sogar früher als sonst. Um 5 Uhr stehen wir auf, um den Bus nach Semuc Champey zu nehmen. Um 9 Uhr sind wir angekommen und nach einem zweiten Frühstück betreten wir den Nationalpark. Wir wandern zuerst auf den Aussichtspunkt, aber da es ein wenig bewölkt und regnerisch ist, erwarten wir nicht viel. Umso größer ist die Überraschung, als wir die Becken mit dem türkisfarbenen Wasser unter uns sehen. Es ist einfach super schön und nach einer kurzen Fotosession wollen wir nur noch hineinspringen. Als wir unten ankommen, bestaunen wir zuerst, wie der Río Cahabón unter den Wasserbecken verschwindet. Die kristallklaren Wasserbecken werden von einer kleinen separaten Quelle gespeist, während der Río Cahabón, der ganz braun vom Regenwasser ist, unter dem Kalksteinplateau verschwindet und 500 m weiter wieder auftaucht. Die Sonne lässt sich heute leider nicht blicken, aber die kleine Wanderung zum Aussichtspunkt hat uns aufgewärmt und wir sind trotz des schlechten Wetters bereit, im kristallklaren Wasser schwimmen zu gehen. Wir ziehen uns Badeanzüge an und – Überraschung – das Wasser ist nicht einmal kalt. Es sind nur etwa zehn Leute im Wasser und wir nutzen die Gelegenheit, um ein paar schöne Fotos zu machen. Wir umrunden noch die anderen Becken und bewundern die Kraft des Río Cahabón, der aus dem natürlichen Tunnel austritt. Zurück am Eingang essen wir unser mitgebrachtes Picknick. Nach dem Essen klettern wir auf die Ladefläche eines Pick-ups (die Öffis auf dem Land in Guatemala) und fahren zurück nach Lanquín, dem nächstgelegenen Dorf. Bevor wir nach Cobán zurückkehren, wollen wir noch die Höhlen von Lanquín besuchen. Wir legen die 2 km bis zum Eingang zu Fuß zurück. Unterhalb des Eingangs kommt ein Fluss aus dem Berg, was schön anzusehen ist. Wir hingegen steigen ein paar Stufen hinauf und gelangen ins Innere der Höhle. Sie ist riesig, zum Glück gibt es Glühbirnen, die uns den Weg beleuchten. Wir gehen von einem Hohlraum zum nächsten. Manchmal beträgt die Deckenhöhe mehr als 10 m, manchmal verengt sich der Weg und lässt nur einen kleinen Durchgang frei. Wir steigen super rutschige Treppen hinauf und hinunter, die Luft hier drinnen ist feucht, aber warm. Nach fast einer Stunde Wanderung wird der Weg immer schwieriger. Er führt über Felsen und verschwindet in einem neuen Hohlraum. Die Glühbirnen gehen weiter, aber wir sehen nicht mehr wirklich einen Weg, also beschließen wir, umzukehren. Außerdem haben wir nach einer Stunde Wanderung genug von der immer gleichen Höhlenlandschaft. Draußen stellen wir uns an den Straßenrand, um den nächsten Bus zu nehmen, aber leider fährt der Bus gerade ab, bevor wir dort ankommen. Nach einer halben Stunde Wartezeit kommt zum Glück schon der nächste Bus und bringt uns zurück nach Cobán.
Am nächsten Tag steigen wir wieder auf unsere Fahrräder, leider im Regen. Wir haben uns auf die letzte lange Abfahrt unserer Reise gefreut, aber alles ist rutschig und wir sind einfach nur froh, wenn wir ohne Unfall unten ankommen. Im Tal hört der Regen endlich auf und sogar die Sonne kommt heraus. Es ist auch sehr warm, wir hatten die Hitze im Dschungel schon vergessen! Wir betreten das Departement Petén, das den gesamten Norden des Landes umfasst. Wir beginnen, auf langen Geraden zu fahren, aber wie überall in Guatemala geht es immer wieder bergauf und bergab. Kurz vor Sayaxché durchqueren wir den Nationalpark El Rosario. Wir hören die Brüllaffen in unserer Nähe, aber der Dschungel ist so dicht, dass wir sie nicht sehen können. In Sayaxché übernachten wir in einem schönen Park am Río de la Pasión, wo es kleine Pavillons und eine Badestelle gibt. Das ist das pure Glück nach einem Tag auf dem Fahrrad in der Sonne! Am Morgen nehmen wir eine Lancha (ein kleines Holzboot), um den Fluss zu überqueren, und fahren dann Kilometer um Kilometer bis nach Flores, einer kleinen Stadt auf einer Insel im Petén-Itza-See. Es ist noch früh am Nachmittag und wir nutzen die Gelegenheit, um uns auf dem schönen Balkon unserer Airbnb-Wohnung mit Blick auf den See ein wenig auszuruhen. Es ist auch der Patronatstag der Stadt und es gibt einen Umzug mit dem Kreuz Christi auf einem Altar voller Rosen und viele Knallkörper. Wir machen einen Rundgang durch die Stadt und beenden den Tag mit einem Bier am See, um den Sonnenuntergang über dem See zu bewundern. Das sind die schönen und entspannenden Momente der Reise!
Am nächsten Morgen nehmen wir uns die Zeit, ein wenig zu arbeiten (ausnahmsweise haben wir eine gute Internetverbindung), und machen uns dann auf den Weg nach Tikal. Leider ist das Wetter heute nicht auf unserer Seite und wir geraten in einen heftigen Regenschauer. Wir fahren am Ende des Petén-Itza-Sees in El Remate vorbei, bevor wir auf ein Plateau fahren und in den weitläufigen Dschungel eindringen, der den gesamten Norden des Landes bedeckt. Zweimal sehen wir Affen in den Ästen über uns, bevor wir die archäologische Stätte von Tikal erreichen. Es ist 17 Uhr, die perfekte Zeit, um sich auf dem Campingplatz unter einer Palapa (Strohhütte) niederzulassen. Das war eindeutig der richtige Plan: Wir verbrachten eine sehr gute Nacht mitten im Dschungel und waren am Morgen die Ersten, die die archäologische Stätte betraten. Wir stehen um 6 Uhr morgens auf und hören die Schreie von Brüllaffen. Wir machen uns sofort auf den Weg zum zentralen Platz der archäologischen Stätte, wo wir ganz allein sind. Die Sonne geht gerade auf und wir klettern auf eine der Pyramiden, damit wir den Sonnenaufgang über den Dschnungel bewundern können. Alles ist in ein orangefarbenes Licht getaucht. Es ist wunderschön und wir können nicht glauben, dass wir ganz allein sind. Nur die Laute des Dschungels sind zu hören. Als die ersten anderen Touristen ankommen, beginnen wir mit der Tour zu den anderen Pyramiden. Einige sind noch unter Bäumen vergraben, andere sind schön erhalten. Auf zwei der größten Pyramiden ist es erlaubt, hinaufzuklettern, und wir haben einen unglaublichen Blick auf die Spitzen einiger anderer Pyramiden und den gesamten Dschungel um uns herum. Auf dem Parkplatz am Eingang der Stätte begegnen wir noch mehreren Affenbanden und einigen Nasenbären. Wir frühstücken spät (wir hatten heute Morgen schon zu viel Lust, auf Entdeckungstour zu gehen), räumen dann auf und fahren von der Hochebene wieder hinunter zur Hauptstraße. Es bleibt nur noch ein Tag auf dem Fahrrad, bevor wir in Belize ankommen.
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Der Alto Verapaz und der Petén