Km 10 646
Wir haben so lange von dieser Stadt geträumt, und endlich sind wir da! Aber eigentlich ist der Machu Picchu etwas weiter entfernt, als wir dachten. Kein Problem, wir genießen erstmal die Stadt und dann sehen wir weiter.
Wir kaufen das Touristenticket von Cusco, das den Eintritt zu 16 archäologische Stätten/Museen erlaubt, und ziehen los. Wir besuchen zuerst die archäologischen Stätten in der Nähe der Stadt. Unter diesen Orten hat uns vor allem Sacsayhuamán besonders gefallen. Es handelt sich um eine Inkaburg oberhalb von Cusco, das damals ein wichtiges Zentrum der Inkakultur war. Die Außenmauer der Burg ist aus riesigen Felsen gebaut, die sich alle perfekt in die Mauer wie ein Puzzle integrieren. Wir genießen die Aussicht über die Stadt, dann wandern wir hinunter, um das Zentrum zu besichtigen. Das Zentrum von Cusco ist hübsch, mit vielen kolonialen Gebäuden, die auf den Fundamenten und Mauern der Inkagebäude errichtet wurden. Das Ergebnis ist sehr harmonisch. Wir schlendern durch die Straßen, schlemmen in den schönen Innenhöfen gutes Essen und besuchen einige der Museen, die im Touristenticket enthalten sind. Es sind hauptsächlich kleine Museen und einige waren leider während der Pandemie geschlossen, aber das Museum für regionale Geschichte hat uns sehr gut gefallen. Es zeichnet die Geschichte der Region nach, wobei die Ausstellungsräume immer dem Stil der jeweiligen Epoche angepasst wurden. Wir hätten gerne alle Informationstexte gelesen, aber wir haben nicht viel Zeit, da wir die nächsten Tage unseres Aufenthalts organisieren müssen: den Salkantay Trek.
Der Wecker klingelt um 4:30 Uhr am nächsten Morgen, das ist hart. Wir haben unsere Rucksäcke bereits am Vortag gepackt. Wir frühstücken nur schnell, dann gehen wir bereits zur Bushaltestelle. Das Glück ist diesmal auf unserer Seite: Der Bus ist schon abfahrbereit, es sind nur noch 2 Plätze für uns frei. Zum Glück, denn der Weg ist lang und die Etappe, die wir geplant haben, ist ebenfalls lang. 2 Stunden später werden wir mit 3 anderen Personen an einer Kreuzung abgesetzt. Wir teilen uns ein Taxi nach Mollepata, einem Dorf, das etwas höher gelegen ist. Dann müssen wir ein weiteres Taxi nach Soraypampa nehmen, der Ausgangspunkt der Wanderung. Das ist der Nachteil, wenn man ohne Agentur unterwegs ist, man muss selbst zurechtkommen, aber es ist auch viel billiger! Als wir endlich am ankommen, ist bereits eine Horde Instagrammer mit Tourbussen vor Ort. Wir sind ein bisschen enttäuscht, wir dachten, es wäre ruhiger hier. Aber die anderen Touristen gehen zum Glück nur zur Laguna Humantay, die 3 km vom Parkplatz entfernt ist. Dieser Bergsee ist wirklich schön, eingebettet unter dem Gletscher und dem Gipfel des Humantay. Aber es sind so viele Menschen und Lärm, dass wir das Naturschauspiel nicht wirklich genießen können. Wir bleiben nicht lange und setzen lieber den Weg des Trekkings fort, wo wir endlich ein wenig Ruhe und Einsamkeit finden. Wir wandern in einem schönen Tal bergauf, vor uns haben wir stets den schneebedeckten Berg Salkantay. Je weiter wir hinauf kommen, desto schwieriger ist es zu atmen und desto weniger sehen wir die Umgebung, weil der Nebel die Gipfel verdeckt. Um 14 Uhr erreichen wir schließlich den Pass auf 4630 m. Wir sind zwischen den Gipfeln Humantay und Salkantay, aber wir sehen keinen von beiden, schade. Außerdem ist es eisig kalt, aber wir nehmen uns 15 Minuten Zeit für ein schnelles Picknick, da uns der Hunger schon ziemlich zu schaffen macht. Wir machen uns im Lauftempo wieder auf den Weg, um schnell weiter runterzukommen und den Nebel hinter uns zu lassen. Wir begegnen einigen Karawanen mit Pferden, die Waren transportieren, ansonsten sind wir allein auf der Welt. Je weiter wir nach unten wandern, desto mehr wird die Vegetation grün und üppig. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Collpapampa, das Ende unserer ersten Etappe. Wir quartieren uns in einem der Zimmer des Camping Capuliyoc ein. Die Gastgeber sind nett und die Frau kocht uns Spaghetti Napolitana. Bei diesem Essen stellt sich ein Gefühl der Seligkeit ein, nach 27 km Fußmarsch! Eine gute heiße Dusche rundet das Abendprogramm ab, dann fallen wir todmüde ins Bett.
Der 2. Tag des Treks ist etwas gemütlicher, es sind nur etwas weniger als 20 km bis Lucmabamba und es geht größtenteils leicht bergab. Zumindest dachten wir das. Aber indem wir dem Wanderweg statt der Straße folgten, brachten wir uns in Schwierigkeiten, ohne es zu wissen. Mehrere Erdrutsche spülten den Weg so weit aus, dass wir an einer Stelle nicht mehr weiter kommen. Wieder einmal, wie auf dem Camino de la Muerte, zwingt uns ein Erdrutsch zur Umkehr. Dadurch haben wir viel Zeit verloren und müssen ein wenig laufen, um einen Teil des EM!Fußballspiels Frankreich – Schweiz sehen zu können. Als wir in einem kleinen Dorf ankommen, haben wir Glück: Die Besitzer des ersten kleinen Ladens am Straßenrand stellen uns das Spiel im Fernsehen ein und erlauben uns, in der Mitte ihres Ladens zu sitzen und uns das Spiel anzuschauen. Das Ergebnis ist mit der Niederlage Frankreichs leider weniger berauschend. Zum Glück haben wir nur noch 2 km bis Lucmabamba vor uns, denn Matthieu ist nicht recht gut drauf. Die Dinge ändern sich, als wir die schöne Lodge sehen, in der wir die Nacht verbringen werden. Das Haus ist ganz aus Holz und der große Balkon mit Tischen und Hängematte ist von viel Grün umgeben. Willkommen im Amazonas!
Am 3. Tag des Treks wandern wir bis zum Machu Picchu. Während dieser Etappe genießen wir die tropische Atmosphäre. Wir wandern zwischen Bananenbäumen, Kaffee- und Kakaobäumen und vielen anderen Pflanzen, die wir nicht kennen. Auf einem kleinen Pfad geht es steil bergauf und wir haben schöne Ausblicke auf das Tal. Als wir auf dem Pass ankommen, ziehen leider Nebelschwaden um uns herum. An einem Aussichtspunkt gesellen wir uns zu einer anderen Gruppe von Touristen. Gerade als wir ankommen, begeben sich alle in Aufregung: Die Wolken reißen auf und geben den Blick auf den Machu Picchu in der Ferne frei. Die Show ist so schnell vorbei, wie sie begonnen hat, vor uns liegt nur noch ein dichter Nebel. Wir hatten nicht einmal Zeit, Fotos zu machen. Die andere Gruppe von Wanderern geht, sie haben nur diesen Moment abgewartet. Wir setzen uns für eine Pause hin. Wir haben gut daran getan, ein wenig zu bleiben, denn der Nebel lichtet sich nach und nach und wir können die Aussicht in vollen Zügen genießen. Es ist herrlich, wir realisieren kaum die Chance, die wir haben. Weiter geht’s mit dem Abstieg. Wir kommen an einer kleinen Inka-Stätte vorbei und sehen in der Ferne immer wieder den Machu Picchu. Um 14 Uhr kommen wir schließlich in Hidroeléctrica an, dem kleinen Dorf, in dem die Straße zum Machu Picchu aufhört und die Bahnlinie beginnt. Wir essen ein Almuerzo an einem der Stände des Bahnhofs, dann wandern wir den ganzen Nachmittag entlang der Bahngleise. Tatsächlich gibt es keine Straße, die zum Machu Picchu führt, nur eine Zugstrecke. Aber die Tickets für Touristen sind ziemlich teuer (35USD für 10km). Die einzige andere Möglichkeit, zum Machu Picchu zu gelangen, ist die Wanderung entlang der Bahngleiße. Am Anfang ist es schön, es gibt viele Bananenbäume und andere exotische Pflanzen, aber nach und nach wird es langweilig und wir wollen nur noch ankommen. Um 17 Uhr erreichen wir schließlich Machu Picchu Pueblo, wo wir die Nacht verbringen werden. Wir buchen unsere Eintrittskarten zum Machu Picchu für den nächsten Tag und gönnen uns ein Essen und ein Bier im Restaurant. Das haben wir uns nach 70km Wanderung in 3 Tagen verdient!
Endlich ist der große Tag da! Unsere Tickets sind für 10 Uhr, wir können also in Ruhe frühstücken, bevor wir uns auf den Weg machen. Bis zum Eingang des Geländes sind es 2 km, dann ist eine sehr lange Treppe hinaufzusteigen. Wir haben die Stufen nicht gezählt, aber es müssen sicher Tausende sein. Wir kommen oben genau um 10 Uhr an. Zuerst kommen wir zu den Terrassen, wo wir den berühmten Blick auf das Inkadorf und den dahinter liegenden Berg Huayna Picchu haben. Wir schlendern durch das Gelände und hören uns die Informationen der Führer mit ihren Gruppen an, die wir überholen. Wir hören einige interessante Details, aber die Geschichte der Inkas, die haben wir jetzt schon mehrfach gehört. Wir genießen einfach diesen wahr gewordenen Traum. Die Ruinen bleiben aufgrund ihrer Größe und ihres guten Erhaltungszustandes etwas Besonderes. Kurzum, es hat sich eindeutig gelohnt zu kommen, und zwar durch den schönen und abwechslungsreichen Weg des Salkantay-Treks, der uns von den schneebedeckten Gipfeln der Anden in den Amazonaswald führte!
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Von Cusco zum Machu Picchu via dem Salkantay Trek